Was die Vereinsgründung vor gut 120 Jahren anbetrifft, so gibt es zu diesem Ereignis mehrere, ziemlich zeitversetzte aber dennoch konkrete Hinweise, die wir nachstehend direkt kurz auf-zeigen möchten: 1.) Unser erster Kassenwart und späterhin zeitweise auch Präsident und Schriftführer, Turnbruder Anton Friedrich - er war nach unseren Recherchen so eine Art "graue Eminenz" in den ersten 30 Vereinsjahren - schrieb bei Beginn des zweiten Schriftführerbuches im Jahr 1919, dass der Turnverein am 9. September 1897 in der Wirtschaft von August Volz (damaliger Pächter Kaspar Köcher) gegründet wurde. 2.) Unsere alte Vereinsfahne von 1907 wurde anlässlich des 10-jährigen Bestehens angeschafft und - wie nachzulesen ist im ersten Schriftführerbuch - nach längeren Beratungen und Diskussionen im Jahre 1906 bei einer Fabrik in Ravensburg für 450 Mark bestellt. Dies entspricht nach heutigem Geldwert etwa einer Summe von 4.000,-- DM. Die Fahne trägt die Jahresdaten 1897 - 1907. Die Fahnenweihe war am 5. Mai des Jahres 1907. Die Mitgliederzahl erhöhte sich zum Jubiläumstag auf 102, weil es im Vorfeld des Jubiläums etliche Neueintritte gab. Der Kassenbestand vor der Bezahlung der Fahne betrug 360 Mark. 3.) Das erste Schriftführerbuch berichtet im übrigen nicht nur von diesem 10-jährigen Jubiläum, sondern auch vom 15-jährigen Stiftungsfest, das ebenfalls am 5. Mai, allerdings im Jahre 1912, stattfand. Die damals angeschaffte erste Fahnenschleife mit dem Vermerk "TVA - gegründet 1897" ist noch im Archiv vorhanden. Das erste Schriftführerbuch ab Vereinsgründung bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges Mitte 1914 (letzter Eintrag am 12.6.1914 - damals war noch ein Ausflug nach Bensheim geplant) wurde anfänglich mit nur wenigen Seiten geführt vom ersten Schriftführer Gregor Linder. Hier wird z.B. berichtet, dass unser Turnverein am 26.3.1899 beim Gau-Turntag in Gonsenheim in den 5. Gau "Rheinland" aufgenommen worden ist.
Etwa 3/4 dieses umfangreichen ersten Schriftführerbuches wurde geführt von Georg Müller III., mit einer Fülle von interessanten Einzelheiten. Teilweise fanden mehrmals pro Monat Versammlungen und Sitzungen statt im Wechsel bei den damaligen zahlreichen Gastwirtschaften.
Der erste Eintrag nach dem 1. Weltkrieg datiert dann vom
16.3.1919, und zwar führte dann Anton Friedrich (wegen
Krankheit von Gg. Müller III.) das Buch weiter mit
ausführlichen Darlegungen.
Neben diesen Schriftführeraufzeichnungen haben wir auch noch
das erste Kassenbuch unseres Vereins, das ebenfalls als ein
wahrer Fundus aus den ersten gut 20 Jahren des Vereinsbestehens
bezeichnet werden kann.
Diese beiden Bücher, aber insbesondere das erste
Schriftführerbuch, sind wohl mit die ältesten erhaltenen
Vereinsdokumente in Abenheim und von einer sehr hohen
Aussagekraft.
Nun aber zur eigentlichen Chronik:
Das Schriftführerbuch berichtet von der ersten Vorstandswahl im
Rahmen einer Generalversammlung am 9. Oktober 1898. Damals
wurde ein kompletter Vorstand im Sinne des Vereinsrechts
gewählt. Die "Amtsträger" sind in einer separaten,
ausführlichen Darstellung aufgezeigt und auch zu den vielen
weiteren Männern "der ersten Stunde" wird in weiteren
Darstellungen dieser Festschrift separat berichtet.
Es kann davon ausgegangen werden, dass ab dem eingangs genannten Gründungstermin am 9. Sept. 1897 bis zu dieser ersten kompletten Vorstandswahl eine Menge Besprechungen und Diskussionen stattgefunden haben, wobei man sich der beratenden Hilfe bereits bestehender Vereine aus dem näheren Umkreis bediente. Konkret genannt ist der Turnverein Horchheim, welcher auch bei der Generalversammlung mit einer Abordnung zugegen war; aber auch die Vereine von Leiselheim und Hochheim scheinen damals "Starthilfe" gewährt zu haben.
Die ersten Mitglieder-Namen, die aufgezeichnet sind, betreffen
32 Männer. Davon sind 10 Namen in der zweiten Auflistung 1903
und später niemals wieder erwähnt, obwohl uns mehrere komplette
Mitgliederverzeichnisse aus den ersten 10 Jahren und dann
wieder ab 1920 vorliegen.
Mithin haben wir es mit 22 "echten", nachhaltigen Gründern zu
tun (alphabetische Reihenfolge):
Albert Bärsch I (sen.), Georg Keller, Jakob Biontino I., Heinrich Keller, Johann Biontino, Jakob Keller, Georg Boxheimer II., Valentin Kloster, Anton Friedrich, Kaspar Köcher, Valentin Heß, Jakob Leininger, Franz Jäger I., Georg Linder, Heinrich Jäger, Gregor Linder, Johann Jäger VI., Georg Müller III., Nikolaus Jäger, Joseph Schreiber, Philipp Jäger III. und Georg Wagner.
Hinzu kommen 3 weitere, sehr wichtige Männer der ersten Stunde und somit unserer Vereinsgeschichte, die kurze Zeit nach der Gründung eingetreten sind (= fast-Gründer):
Franz Diehm, Leonhard Sebastian Holl und Philipp Wagner
Und einen weiteren Namen möchten wir nennen, weil er der erste Vereinspräsident war, aber nach 1900 niemals mehr genannt wird, nämlich
Friedrich Pfeifer I.
Es kann davon ausgegangen werden - und einiges ist auch aufgezeichnet - dass von den damaligen Gründern erhebliche Schwierigkeiten zu meistern waren, aber unter großen persönlichen Opfern wurden nach und nach die für das Turnen erforderlichen Geräte und Ausrüstungen angeschafft. Das Kassenbuch gibt dazu interessante Einblicke. Der neue Verein entwickelte sich rasch zu einer widerstandsfähigen Einheit, und bereits im Jahre 1900 konnte ein für damalige Verhältnisse großes Turnfest aufgezogen werden. Die aktiven Turner nahmen an vielen Turnfesten teil und erreichten beachtliche Erfolge, so dass im Jahre 1907 unter Mitwirkung aller Abenheimer Vereine sowie einer großen Anzahl von auswärtigen Brudervereinen das 2. Turnfest mit Fahnenweihe ausgerichtet werden konnte. Anfang 1907 zählte der Verein gemäß Vermerk im Kassenbuch 53 erwachsene Mitglieder und 22 Zöglinge (so wurden die aktiven Kinder und Jugendlichen bis in die 20er Jahre bezeichnet).
Die Fahne von 1907 konnte - wenn auch erheblich beschädigt - über beide Weltkriege hinweg gerettet werden und ist heute noch vorhanden. Dazu aber später noch einige Einzelheiten.
Die Voreingenommenheit und das ablehnende Verhalten gegen den Verein wurde ab der Jahrhundertwende infolge einer zielbewussten Leitung mehr und mehr abgebaut, was besonders dem aufrechten Verhalten der aktiven Turner sowie der guten Vereinsführung der Amtsträger - und der vorbildlichen Arbeit der Turnwarte, beispielhaft seien genannt Johann Jäger VI., Jakob Leininger, Simon Schmitt und Philipp Wagner, zu verdanken ist.
In den Folgejahren gelangte der Turnverein zur vollen Blüte, so dass wohl auch in diesen Jahren - etwa um 1906 - der Spielmannszug gegründet wurde, und zwar vermutlich im Zusammenhang mit dem Turnfest zum 10-jährigen Jubiläum. Seine volle Spielstärke erlangte er in den Jahren bis 1913.
Das 15-jährige Stiftungsfest wurde den alten Unterlagen und Überlieferungen zufolge bereits unter großer Anteilnahme der gesamten Gemeinde gefeiert.
Der 1. Weltkrieg 1914 - 1918 versetzte auch dem Verein einen großen Rückschlag. Fast 70 Gefallene in unserer Gemeinde - davon 15 junge Turner und Spielleute - rissen eine schmerzliche Lücke in viele Familien. Aber dennoch kam das Vereinsleben nicht völlig zum Erliegen, wie einige Wettkampfurkunden aus diesen Jahren beweisen.
Neben den Gefallenen gab es auch etliche Kriegsversehrte. Aber deren Rat trug mit dazu bei, dass nach Kriegsende sich der Verein bald erholen konnte. Hierzu folgende Aufzeichnungen unseres Schriftführers Anton Friedrich vom Jahr 1919:
11. Mai 1919: Vereinigung der Turner und Fußballspieler. Hinweis: FSV war damals noch nicht gegründet. Es gab mehrere Vorläufer von Fußball-Vereinigungen.
Jahresmitte 1919: Es wurde eine erste off. Schüler-Turnabteilung gebildet. Ebenso eine erste Damenriege, die schon bald öffentlich auftrat (damals fast eine "Mutprobe")
Im Jahre 1921 erwarb der Turnverein zum Preis von 20.080 Mark
(es gab bereits erste Anzeichen der Inflation) einen schönen
Sportplatz an der neuen Schule (3.069 qm groß) als Eigentum und
das 25-jährige Bestehen wurde im Jahre 1922 auf vereinseigenem
Gelände begangen.
Wir haben interessante Aufzeichnungen, z.B. die
Original-Spendenliste der damaligen Vereinsmitglieder und auch
die notarielle Urkunde über diesen Grundstücksankauf in unseren
Archivunterlagen. Dieser Grunderwerb machte im übrigen ja auch
die Vereinsregistereintragung vom 29. Nov. 1921 beim
Amtsgericht erforderlich
Der Turnplatz ging uns im sog. 3. Reich leider wieder verloren, d.h. faktisch durch Enteignung im Oktober 1941 im Rahmen der Feldbereinigung (sog. "Meliorations-, Arbeits- und Siedlungsprogramm"), zu dem Einwendungen - wie damals allgemein üblich - formell zwar möglich aber völlig nutzlos waren. Der Verein erhielt lt. Erlass eine Geldabfindung von RM 2.880 zugesprochen, aber ob diese jemals einging(?). Und wozu auch, das Ziel war erreicht (sprich: erzwungen) und es war ja Krieg und Gewaltherrschaft! Drei Jahre zuvor bereits, d.h. am 1.Juli 1938, mussten wir einen Baugrundstücksanteil käuflich überlassen. Soweit der kleine Abschweif zum ehemals 3.100 qm großen, vereinseigenen Turnplatz.
Und nun weiter in der Chronologie:
Das 25-jährige Jubiläumsfest im Jahre 1922 war das bis dahin größte turnerisch-sportliche Ereignis in unserer Gemeinde und etliche Bilder weisen dies eindeutig nach. Bereits damals turnte die Meisterriege des TB Oppau im alten Saal Volz; dabei wurden den erstaunten Zuschauern zum ersten Mal die Riesenfelgen am Reck vorgeführt. Auf dem vereinseigenen Sportgelände war ein Podium errichtet, auf dem viele Kinder und Jugendliche - auch Mädchen - turnerische Darbietungen, Tänze und Reigen aufgeführt haben. Ein großer Umzug unter Mitwirkung aller Schulkinder fand ebenfalls statt.
Der Verein hatte damals auch bereits eine Handballmannschaft, die aus Anlass des Festes auf dem eigenen Sportgelände Spiele zeigte - erstmals vor größerer Zuschauerkulisse. Die Mannschaft bestand lange Zeit bis in die 30er Jahre.
Der Turnverein erreichte in dieser Zeit eine bemerkenswerte Mitgliederstärke von rd. 220 und hatte drei aktive Bereiche: Turnen, Spielmannszugwesen und Handball. Mitte der 20er Jahre kam dann noch die Leichtathletik dazu.
Nach Gründung des Fußballsportvereins kam es über einige Jahre zu einer Mitgliederabwanderung.
Im Mai 1927 wurde das zunächst letzte Turnfest des Vereins
erneut in großem Stil gefeiert. Zu dieser Zeit erreichte der
schon lange Jahre bestehende Spielmannszug erneut eine gute
Spielstärke, was der Programmgestaltung dieses 30-jährigen
Festes sehr zugute kam. Dieser Spielmannszug wurde aufgrund
seiner anerkannten Leistungen unter dem langjährigen Stabführer
Georg Linder bei Turn- und Gauturnfesten stets gerne gesehen.
Vermutlich schon bald nach dem 1927er Fest übernahm dann
Leonhard Sebastian Holl die Stabführung. Am 22.01.1928 legte
nach langer Tätigkeit der Präsident Johann Jäger VI. sein Amt
aus Altersgründen nieder und Philipp Wagner trat dessen
Nachfolge an, die bis zum Zusammenschluss zur Turn- und
Sportgemeinde währte.
In den Folgejahren ab 1928 bis 1934 stieg dann die
Mitgliederzahl stetig an auf erneut über 200, wofür wohl neue
Vereinsaktivitäten ursächlich gewesen sind. Deshalb sollte bei
diesem Vereinsrückblick auch die Tatsache nicht unerwähnt
bleiben, dass der Turnverein ab 1933 neben dem Sportverein eine
Fußballmannschaft unterhielt, die dann in die "Turn- und
Sportgemeinde" übernommen wurde.
Im Jahre 1935 wurden unter dem Einfluss der politischen
Verhältnisse der Turnverein und der Sportverein in einer im
Lokal Rödinger am 02.02.1935 stattgefundenen Generalversammlung
zu einem Verein, und zwar der "Turn- und Sportgemeinde Abenheim
e.V. 1897/1923" - abgekürzt TSG Abenheim - gleichgeschaltet.
Dieser (Zwangs-)Zusammenschluss sollte allen Sportlern unserer
Gemeinde leistungsmäßig zum Vorteil gereichen, doch blieben
viele dem neuen Verein fern, d.h. es gab kurzfristig 30
Austritte, wodurch die Mitgliederzahl auf 192 sank. Erst ein
Jahr später gelang es dem neuen Vorsitzenden Leonhard Sebastian
Holl und dessen Stellvertreter Ludwig Brand, insbesondere die
Fußballabteilung zur höchsten Blüte zu führen,
wogegen
die turnerischen und sonstigen Aktivitäten stark
zurückgingen.
Die Fußballmannschaft erreichte im Spieljahr 1937/38 die
A-Meisterschaft und den Aufstieg in die Bezirksklasse. Dies
bedeutete den leistungsmäßig höchsten Stand in der gesamten
Fußball-Vereinsgeschichte. Große Vereine wurden geschlagen, so
z.B. der FSV Mainz 05. Außerdem fanden gute Spiele statt gegen
Mz.-Kastel, Mombach, Hassia Bingen und den Meister Opel
Rüsselsheim, der sich in Abenheim mit einem 2:2 zufrieden geben
musste.
Doch schon bald fielen dunkle Schatten auf unseren Verein: Der
Ausbruch des 2. Weltkrieges 1939 - 1945. Die zweite Saison in
der Fußball-Bezirksklasse wurde nicht mehr gestartet. Der 1.
Spieltag am 27. August 1939 hätte folgende Begegnung gehabt:
Kastel - TSG Abenheim.
Zum letzten Mal waren die Aktiven in der Spielersitzung am 25.
Aug. 1939 versammelt. Noch in derselben Nacht kamen die ersten
Stellungsbefehle, und die erfolgreiche, hoffnungsvolle
Mannschaft spielte nie mehr in der vorgesehenen
Besetzung.
Das gesamte Vereinswesen war zum Erliegen gekommen. Viele
Gefallene und Vermisste auf unseren Ehrentafeln erinnern an die
Schrecken dieses zerstörerischen Krieges.
Wir verneigen uns in Ehrerbietung und stillem Gedenken.
Nach dem Krieg wurden zunächst alle Wiederbelebungsbestrebungen der Vereine und ganz besonders der Turnvereine von den Besatzungsmächten untersagt. Nachdem das Turnen wieder erlaubt wurde, aktivierte sich im Jahre 1949 eine Gruppe von Mitgliedern des früheren Turnvereins und rief unter Federführung der ehemaligen Mitglieder Karl Bunn, Josef Kloster, Philipp Schuhmacher, Josef Hemer, Philipp Hagenauer, Johann Volz und Heinrich Gander zur Wiederauflebung des Turnvereins Abenheim auf.
Bei der Versammlung am 29. April 1950 wurde einstimmig beschlossen, den Verein unter seiner früheren Bezeichnung "Turnverein 1897 Abenheim" neu erstehen zu lassen und es meldeten sich sofort 28 Mitglieder durch Namensunterschrift. Die vorgenannten Turner und noch einige weitere bildeten unter dem Vorsitz des Turnbruders Karl Bunn den ersten Vorstand des wiedererstandenen Turnvereins. Mitgliederzahl nach einem Monat: 80 Mitglieder.
An dieser Stelle ist besonders hervorzuheben, dass Turnbruder Philipp Schuhmacher das Amt des Schriftführers im Turnverein übernahm und dieses ununterbrochen bis zum 16.3.1984 ausübte, eine in der Tat bemerkenswerte Leistung. Nach einem Jahr bereits verzeichnete man wieder die Mitgliederzahl von 140; außerdem etwa 20 Turnerinnen und ca. 40 Schüler.
Aufgrund seiner früheren Verdienste für den Turnverein und als Vorsitzender der vor dem Krieg zusammengeschlossenen Turn- und Sportgemeinde sowie als Stabführer des ebenfalls wieder aktiven Spielmannszuges wurde im Jahr 1950 Turnbruder Leonhard Seb. Holl zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Weiter wurden als Anerkennung für die zugunsten des Vereins geleisteten Verdienste die Herren Franz Jäger, Valentin Heß, Jakob Biontino, August Volz und Pilipp Wagner zu Ehrenmitgliedern ernannt.
Trotz der Wirren beider Kriege sind doch viele vereinsgeschichtliche Unterlagen (wieder) vorhanden und insbesondere die beiden Schriftführerbücher ab Gründung bis 1919 und ab 1920 bis 1928 sind aufschlussreiche Dokumente mit vielen Detailangaben. Das dritte Schriftführerbuch ab 1929 bis zum Zusammenschluss bzw. bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges haben wir nicht und konnten dessen Verbleib auch nicht ausfindig machen. Es ist nicht auszuschließen, dass sich dieses Buch - ohne es konkret zu wissen - in einem "alten" Vereinshaus oder bei einer "alten" Turner- oder Fußballerfamilie befindet und gelegentlich vielleicht wieder auftaucht. Auch an anderen historischen Unterlagen, insbesondere an alten Bildern vor dem Kriege, sind wir sehr interessiert - wer welche hat, wird gebeten sich zu melden. Wir lassen dann Kopien anfertigen.
Eine kleine vereinsgeschichtliche Begebenheit aus der Zeit des Kriegsendes soll hier vermerkt werden: Beim Einrücken der Besatzungsmächte im Frühjahr 1945 wurde unsere im Jahr 1907 angeschaffte Vereinsfahne von beherzten Mitgliedern sichergestellt und in einem Weinfass einige Zeit versteckt gehalten. Ebenso blieb die Fahnenschleife des Zusammenschlusses 1935 erhalten. So hatten wir die große Freude, dass unsere ehrwürdige Fahne, die das Auf und Ab des Vereins während vieler Jahrzehnte begleitete, erhalten blieb. Dies soll für alle Mitglieder unseres Vereins kameradschaftliche Verpflichtung sein, sich auch in Zukunft um den Verein zu mühen und sich zu engagieren. Das alte Jahn'sche Wort, wonach es wünschenswert sei, dass "einem gesunden Körper auch ein gesunder Geist innewohnen möge", fände darin ebenso seine Erfüllung wie der Wunsch aus dem Turnerlied: "Großes Werk gedeiht, nur durch Einigkeit".
Am 5. u. 6. Mai 1951 wurde das 50-jährige Stiftungsfest nachgefeiert. Die gesamte Gemeinde nahm an diesem Fest teil, und es zeigte sich, dass dem Verein in bewundernswerter Weise ein neuer Aufbau gelungen war. So weist z.B. das Festprogramm von 1951 aus, dass beim Kommers am 5.5.1951 die beiden Abenheimer Gesangvereine und der Kirchenchor mitgewirkt haben. Unser Spielmannszug wirkte selbstverständlich mit und alle eigenen turnerisch-sportlichen Aktiven unter Oberturnwart Johann Volz sowie die Kreisriege.
Von 1952 bis 1955 übernahm Johann Volz den Vorsitz unseres Vereins. Turnbruder Volz war ein überzeugter Verfechter der Jahn'schen Turnidee und förderte den Aufbau unserer in den folgenden Jahren erfolgreichen Turnriege.
Von 1955 bis 1968 leitete Ludwig Schäper den Turnverein als 1. Vorsitzender. In dieser Zeit hatte der Verein ein besonders reges turnerisches Leben zu verzeichnen, und die Feste anlässlich des 60., des 65. und des 70-jährigen Bestehens sind noch sehr vielen in bester Erinnerung, denn hier wurde nicht nur die Breitenarbeit des Vereins sichtbar, sondern es wurde auch durch Einladung von deutschen und ausländischen Spitzenturnern (wir erinnern uns z.B. gerne an Olympiasieger Helmut Bantz, den Japaner Dr. Ota sowie Heinz Schnepf und die Oppauer Riege) die vollendete Schönheit des Turnens demonstriert. Außerdem wurden jeweils große "Bunte Abende" mit bekannten Künstlern der Unterhaltungsbranche durchgeführt.
Im Jahre 1958 wurde als Bereicherung die Abteilung
Leichtathletik wieder gegründet, die bis heute eine wichtige
Säule des Turnvereins darstellt, denken wir nur daran, dass wir
bereits mehrere jugendliche Athleten in all den Jahren zu
deutschen Meisterschaften (!) mit 1. Plätzen und mit mehreren
sehr guten Platzierungen (!) schicken konnten. Hier der
Vollständigkeit halber sofort der Hinweis, dass dies auch für
den Bereich Turnen gilt, wo die Teilnahme an großen
Meisterschaften zeitweise fast zur Routine wurde. Für die
sportlichen Erfolge der Leichtathletikabteilung sind
stellvertretend für alle Hans Alfons Merkelbach und Horst Seitz
zu nennen.
Dieser Wiedergründung der Leichtathletikabteilung
vorausgegangen waren ab etwa 1953 Anfangsaktivitäten in dieser
Sportart unter Federführung von Toni Keinz. Etwas früher
bereits, und zwar von etwa 1951/52 bis 1957 bildete sich eine
Artistengruppe, welche in diesen Jahren viele Auftritte hatte.
Die Gruppe unter überwiegender Leitung von Leo Höhn rekrutierte
sich teilweise aus aktiven Turnern und jungen Spielleuten und
gab - wenn wir uns recht erinnern - ihre "Abschiedsgala" beim
60-jährigen Stiftungsfest.
Im Jahre 1962, als noch viele unserer "Alten" lebten, entschloss sich der Vorstand, auch das 65-jährige Bestehen in großem Rahmen als Zeltfest zu feiern. Zugleich wurde die Ausrichtung des Gau-Kinderturnfestes übernommen. Bei diesem Fest wurden die ersten 4 der neu geschaffenen goldenen Vereinsverdienstnadeln an verdiente Turnbrüder verliehen. Alle Träger dieser Nadel sind auf unserer Ehrentafel im Vereinslokal eingraviert.
Zu den Turnfesten dieser Zeit ist noch nachzutragen, dass wir bei unserem 70-jährigen Bestehen vom 15. bis 17.7.1967 eine neue Fahne einweihen konnten, womit unsere alte Fahne nicht ersetzt, sondern durch eine strapazierfähigere ergänzt wurde. Beide Fahnen sind in unserem Vereinslokal ausgehängt.
Zu den bereits erwähnten "Pionieren der ersten Stunde" des wiedererstandenen Vereins nach dem 2. Weltkrieg sind in turnerischer Hinsicht ebenfalls stellvertretend für alle Nichtgenannten der Oberturnwart Karl Büttler sowie die Gebrüder Valenz, Berthold und Hans Müller anzuführen. Letztere leiteten auch die Ära der lizensierten Übungsleiter in unserem Verein ein.
Im Jahre 1968 übernahm Hans-Kurt Penk den Vorsitz des Vereins. Bereits ein Jahr zuvor war mitentscheidend unter seiner Initiative die Frauenabteilung entstanden, als sich etwa 15 Frauen bereitfanden, für den Fall, dass eine geeignete Übungsleiterin gefunden werden kann, die Turnstunden regelmäßig zu besuchen. Die Bemühungen hatten Erfolg und unsere Frauenabteilung ist bis heute - 30 Jahre danach - durchgängig sehr stark und ein fester, nicht mehr wegzudenkender Bestandteil unseres Vereins, der zudem eine große Mitgliedersteigerung - erstmals über 400 hinausgehend - mit sich gebracht hat.
Weitere Abteilung ist die Volleyballabteilung, die im Jahre
1973 gegründet wurde. Zu dieser Abteilung ist zu erwähnen, dass
man sich unbeschadet einiger Rückschläge mit Eifer und
Einsatzfreudigkeit permanent bemüht, "am Ball" zu bleiben. Sie
ist die einzige Mannschaftssportart in unserem Verein und wird
vom Vorstand gefördert, denn sie bietet den etwas älteren
Jugendlichen und den Erwachsenen die Möglichkeit einer sehr
ausgeprägten sportlichen Betätigung in der Halle
(witterungsunabhängig) und fördert den Gemeinschaftsgeist
innerhalb eines Teams.
Nach einem Höhenflug Anfang der 80er Jahre haben wir derzeit
nur eine Mannschaft. Aber bei entsprechendem Interesse kann
dieser Bereich aufgestockt werden.
Diesen Erfolgen über neue Aktivitäten muss man ehrlicherweise
auch hinzufügen, dass wir z.B. unseren Spielmannszug nicht
aufrechterhalten konnten; der Spielbetrieb ruht seit
1970.
Ab Mitte der 50er Jahre hatte der Spielmanns- und Fanfarenzug
eine sehr beachtliche Spielstärke unter Stabführer Willi
Wegerle. Ab 1960 leitete Georg Schroth rd. 10 Jahre den
Spielmannszug.
Das 75-jährige Stiftungsfest wurde vom 9. bis 11.6.1972 ebenfalls als Zeltfest auf dem "Kleeacker" in der Ostergartenstraße (neben Haus Jakob Hemer) groß begangen, und zwar in Verbindung mit dem Gau-Kinderturnfest. Auch anlässlich dieses Festes boten wir wieder turnerisches Können von der Breitenarbeit bis zur Spitzenklasse mit Gästeturnern aus Heusenstamm und Oppau sowie guter Unterhaltung (Bunter Abend mit der jugendlichen Sängerin Ramona). Man darf sagen, dass sich dieses Fest erfolgreich in das bisher Gebotene einreihte.
Das 80-jährige Jubiläum war ebenfalls eine große
Veranstaltungsreihe, die uns allen noch in bester Erinnerung
ist. Der Verein betrat erstmals Neuland, indem er das Festzelt
auf dem Sportplatz selbst bewirtschaftete, und dies trotz
erneuter Ausrichtung des Gau-Kinderturnfestes. Von allen
Mitgliedern wurden arbeitsmäßig und organisatorisch
Höchstleistungen gefordert und auch erbracht.
Zu diesem Fest wurde eine etwas umfangreichere Festschrift als
bei den vorherigen Jubiläen unter Federführung von Franz Josef
Merkelbach und Philipp Schuhmacher aufgelegt, die das gesamte
aktive Vereinsgeschehen aufzeigte und auch einen recht
umfassenden Rückblick in die Vereinsgeschichte gab. In dieser
Hinsicht sei gleich erwähnt, dass die inzwischen angestellten
weiteren recht mühevollen Recherchen heute viele neue Daten und
auch etliche ausführlichere Darstellungen erlauben, die in
dieser Chronik und auch in alle sonstigen Darstellungen aus
alter Zeit neu eingearbeitet wurden. Trotzdem sind noch immer
Lücken offen, die wohl nur noch sehr schwer oder gar nicht mehr
geschlossen werden können.
Dieses 80-jährige Fest bescherte uns beim Kommers wieder viele
Ehrungen und gute turnerische
Leistungen (Turner der Uni Köln und aus Oppau sowie die
Held-Riege Bürstadt und vereinseigene Darbietungen) sowie einen
"Bunten Abend". Außerdem bescherte uns dieses Fest - wie schon
so oft vorher - viel Regen und schwere Gewitter mit
überfluteten Kellern im gefährdeten Ortsbereich. Aber: Das Fest
war ein Erfolg und ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte.
Am 19.3.1982 übernahm Franz Josef Merkelbach das Amt des 1.
Vorsitzenden im Turnverein; sein jahrelanges Amt des Kassierers
übernahm gleichzeitig Valenz Müller. Dies bedeutete sofortigen
vollen hauptverantwortlichen Einstieg in die Vereinsgeschäfte,
denn das 85-jährige Jubiläum stand vor der Tür und sollte als
Zwischenfest in kleinerem Rahmen gefeiert werden. Mit
eingebunden in die Festtage war das 15-jährige
Abteilungsjubiläum der Frauenabteilung und das 10-jährige
Wirken der Volleyballabteilung. Letztere veranstalteten ein
großes Volleyballprogramm mit einem Spiel der
Gründungsmannschaft sowie einem Spitzen-Volleyballspiel der
Südwestauswahl gegen den deutschen Meister USC Gießen (mit Star
Burkhard Sude, der kurz zuvor in "Wetten daß" auftrat) vor 300
(!) Zuschauern.
Der Festabend am 5.6.1982 bot ein gelungenes, aufgelockertes
Programm mit Ehrungen und Turnschau. Eine kleine
Programmschrift zu diesem Jubiläum informierte über unseren
Verein und die Veranstaltungen.
Seit Sommer 1983 unterhalten wir auch eine
Freizeit-Radfahrergruppe, die in den Sommerzeit-Monaten von
April bis September/Oktober (je nach Witterung) jeden Mittwoch
ihre Touren durch die nähere Umgebung unserer Heimat
fährt.
Die Gruppe betätigt sich inzwischen - mit ihren Frauen -
zusätzlich als Wandergruppe an Sonntagen. Wir hoffen und
wünschen dies sehr, dass sich diese Gruppe mit ihren
Betätigungen noch etwas erweitern und festigen kann. Im übrigen
ist die Notwendigkeit eines solchen Aufrufs für uns ebenso
erstaunlich wie bedauerlich, denn obwohl wir uns permanent
bemühen und dafür werben, bleibt das Interesse der Erwachsenen
am Freizeit-Radfahren und Wandern gering. Wie passt so etwas
eigentlich zu dem Fitness- und Freizeit-Denken unserer Zeit, wo
teure, kommerzielle Centers nur so boomen? Der Verein bietet
erheblich preisgünstiger ähnlichen Ausgleich.
Seit etwa 1982 ist freitags abends eine Männer-Gymnastikgruppe in der Turnhalle aktiv; auch hier besteht noch Spielraum für eine stärkere Beteiligung, zumal wir das Angebot seit 1993 um gezielte Funktionsgymnastik (Rückenschule) erweitert haben. Dies brachte uns den "Plus-Punkt Gesundheit" ein, weil hier ausgebildete Übungsleiter am Werk sind. Mithin gilt das vorher Gesagte zu Fitness-Denken und gleichzeitigem Interesse-Mangel hier analog.
Mit dem 90-jährigen Jubiläumsfest, welches vom 3. bis 6. Juli 1987 stattfand, betraten wir erneut zu einem gewissen Teil Neuland. Wir hatten nochmals den Festeinstieg (sprich: Festeröffnung) mit einem großen Kommers mit Ehrungen und Turnschau im Festzelt auf dem Sportplatz gewagt und in der Tat ein "ausverkauftes Haus" und ein - ohne Eigenlob - tolles Programm. Schirmherr und Festredner war der Oberturnwart des DTB, Herr Prof. Dr. Herbert Hartmann. Das Turnprogramm wurde von Turnerinnen der TSG Haßloch verstärkt.
Auch hatten wir am Festsonntag erneut das Gau-Kinderturnfest übernommen, eines der letzten, das bei einem Landverein mit teilweise behelfsmäßigen Sportanlagen durchgeführt wurde, weil - verständlicherweise - niemand mehr den kaum zu beschreibenden Stress der zusätzlichen Gerätetransporte einschließlich unzähliger Turnmatten aus auswärtigen Hallen auf sich nehmen will. Aber es war ein Erfolg. Das Turnfest war familiär und intim. Trotz der großen Zahl an mitwirkenden Kindern ging es nicht unter in der Anonymität einer großen Turnhalle bzw. eines Stadions. Es war einmal - ein bisschen auch mit Wehmut!
Unser großer "Bunter Abend" unter dem Motto "Sport und Musik" war eine völlig neue Konzeption und allein von uns zusammengestellt worden. Das Zelt tobte vor Begeisterung und war bis auf den letzten Platz besetzt.
Fazit: Dieses Fest reihte sich würdevoll in die Glanzpunkte der vorausgegangenen Jubiläumsfeste ein und beim fröhlichen Ausklang am letzten Tag waren alle zwar müde aber sehr zufrieden.
Den Abschluss ihrer hauptverantwortlichen Vorstandstätigkeit
setzten Franz Josef Merkelbach und Valenz Müller mit dem
95-jährigen Zwischenjubiläum, verbunden mit 25 Jahre
Frauenabteilung, denn die nachfolgende, geschäftsführende
Vorstandsgeneration war schon rechtzeitig auf den "Wechsel
danach" eingeschworen worden. Wir feierten drei Tage in
Turnhalle und Schulhof. Der Beginn war die akademische Feier
mit Ehrungen (zus. 81 Jubilare/innen). Bei den 25-jährigen
Jubilarinnen mit dabei waren die "Gründerinnen" der
Frauenabteilung.
Auch hatten wir zu diesen Festtagen erstmals die Ausrichtung
des Gau-Wandertages übernommen, zu dem 300 auswärtige Wanderer
zu uns kamen und über den Klausenberg hinweg unsere schöne
Umgebung mit interessanten Ausblicken erwanderten.
Der "Tag der offenen Tür" sowie die
Leichtathletik-Vereinsmeisterschaften rundeten das kleine
Zwischenjubiläumsprogramm ab, das von weitgehend gutem Wetter
begleitet war.
Am 12.3.1993 bei der turnusgemäßen Generalversammlung wurde
dann die neue geschäftsführende Vorstandsgeneration in die
Verantwortung gewählt unter dem neuen 1. Vorsitzenden Frieder
Funder. Alle diese Hauptverantwortlichen sind bis heute im Amt
und haben sich intensiv auf die Ausrichtung des 100-jährigen
Jubiläumsfestes vorbereitet.
Die ehrenamtliche Leitung eines Vereins wird für Funktionäre
(sprich: Vereinsführung) und Übungsleiter immer mehr zu einer
Art "full-time-job" und man darf froh sein, dass es trotz
größter beruflicher Belastungen noch Frauen und Männer gibt,
die sich solche Aufgaben aufbürden (lassen).
Hier einige grundsätzliche Anmerkungen des Chronisten:
Wenn in dieser Chronik sehr stark von Jubiläen berichtet wird, so sollten damit die Glanzpunkte der Vereinsgeschichte aufgezeigt werden. Dazwischen lag und liegt aber von Woche zu Woche der Vereins-Alltag, der die eigentlichen Probleme stellt, die es laufend zu meistern gilt. Und hier sind dann alle Verantwortlichen der engeren Vereinsführung permanent gefordert und in ganz besonderem, stressigen Maße die Übungsleiter(innen) und Trainer, deren Alltag sich in Turnhalle und Sportgelände sowie bei den Wettkämpfen abspielt.
Eine solche Basis-Arbeit vermittelt dann Zufriedenheit, wenn sie - wie bei uns oft der Fall - von turnerisch-sportlichen Erfolgen begleitet war oder ist. Aber immer öfter stellt sich auch Frust ein, weil die Dienstleistung "Übungsstunde" wenig honoriert wird (geldlich schon gar nicht) oder wenn jahrelange Bemühungen sich plötzlich in ein "Nichts" auflösen, weil die jugendlichen Aktiven plötzlich andere Prioritäten setzen und aufhören.
Aber bislang gab es immer einen Kreislauf und viele halten dem
Verein (z.B. als fördernde Mitglieder) die Treue bzw. steigen
später wieder aktiv ein, was man auch an den steigenden Zahlen
der Jubilare erkennen kann.
Und hier möchten wir das Wort des DTB-Oberturnwartes Prof. Dr.
Hartmann nochmals zitieren, der vor 10 Jahren sagte: "Wenn der
Turnverein Abenheim sein Jubiläumsjahr zum Anlass
repräsentativer Festlichkeiten macht, so tut er gut daran". Und
er fuhr fort: "Der Sinn von Jubiläumsfeiern erfüllt sich
besonders in dem Bemühen, einen Bogen zu spannen zwischen einst
und jetzt, zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft".
Schließlich möchten wir noch bemerken, dass unser Verein alle
Deutschen Turnfeste nach dem 2. Weltkrieg in Hamburg, Essen,
München, Berlin, Stuttgart, Hannover, Frankfurt/Main, wieder
Berlin, Dortmund/Bochum, wieder Hamburg, München, Leipzig und
Berlin jeweils mit stattlichen Abordnungen (aktiv und passiv)
von zumeist 50 Teilnehmern und mehr besucht hat. Hierbei haben
unsere Turner und Leichtathleten oft gut abschneiden können und
wurden beim Vereinsturnen sogar einmal mit der Note
"hervorragend" bewertet. Unter anderem war z.B. der große
Empfang vom Turnfest Frankfurt mit dem deutschen Meistertitel
von Peter Cleres sowie einem 3. und 4. Platz für Gerd Cleres
und Stefan Müller im elterlichen Anwesen Cleres unter
überwältigender Anteilnahme der Abenheimer Einwohnerschaft für
uns ein großes Ereignis, wie überhaupt deutsche Turnfeste immer
große Ereignisse sind. Auch zum nächstjährigen Deutschen
Turnfest in München (Olympiapark) werden wir hoffentlich wieder
mit großer Teilnehmerzahl fahren.
Dazu eine kurze persönliche Anmerkung des Chronisten:
Beispielsweise die Eröffnungsveranstaltung des deutschen
Turnfestes Frankfurt im Waldstadion, die Sport- und Turngala's
beim Turnfest in Dortmund/Bochum in der Westfalenhalle sowie
das Flair der Weltstadt Hamburg werden zeitlebens persönliche,
unvergessliche Ereignisse bleiben. Und was haben dann erst
diejenigen für Erinnerungen, die (fast) alle Turnfeste besucht
haben?
Nicht gering schätzen wollen wir neben diesen Glanzpunkten die vielen Wettkämpfe des Turngaues und Leichtathletik-Verbandes, des Rheinhessischen Turnerbundes sowie auf Landes- und Bundesebene, die wir in den Sparten Turnen und Leichtathletik regelmäßig jedes Jahr besuchen und mit großen Erfolgen teilnehmen. Dies alles zeugt von guter Arbeit unserer Übungsleiter(innen).
Zu den geselligen und kulturellen Beiträgen des Vereins zählen die früheren Theater- und Tanzabende (zu nennen sind die in früheren Jahrzehnten durchgeführten Neujahrsbälle), Rheinische Abende und Fastnachts-Kappenabende.
Auch heute bemühen wir uns, in unserem Veranstaltungskalender den Mitgliedern und Freunden immer etwas zu bieten, nur hat sich eben die Form des Angebots entsprechend der heutigen Zeit etwas gewandelt. Wir denken dabei an die von unserem Verein Anfang der 60er Jahre eingeführten Grillabende, die inzwischen von allen Vereinen - z.T. in verfeinerter kulinarischer Weise - durchgeführt werden. Wir begannen seinerzeit damit auf dem Leichtathletikplätzchen neben dem Sportplatz, sind aber seit 1982 damit sehr gemütlich zunächst beim Weingut Schäper-Falkenstein und seit 1989 im Weingut Wilfried Cleres untergebracht. Ein Dankeschön an die Bereitstellung der Hofanwesen ist uns in diesem Zusammenhang ein Bedürfnis.
Ebenso erinnern wir an unsere jährlichen Wanderfahrten und Wanderungen sowie an unsere Weihnachtsfeiern; mit letzteren wurden die früheren Neujahrsfeiern und der Neujahrsball abgelöst.
Zwischenzeitlich führten wir in den 80er Jahren vorübergehend
jährlich einmal sog. Turn- und Sportschauen in der Turnhalle
durch, die gut besucht waren, weil sie ein Pendant zu den
Vereinsmeisterschaften darstellten. Diese Turnschauen und
letztlich auch die Vereins-Wanderfahrten der Kinder gingen Ende
der 80er Jahre über in die seitdem jährlich stattfindenden
"Tage der offenen Tür" mit Übernachtungsmöglichkeit in der
Turnhalle. Zumeist integriert waren die Vereinsmeisterschaften
im Bereich Leichtathletik.
Die Vereinsmeisterschaften "Turnen" dagegen finden seit vielen
Jahren bereits zumeist am ersten Sonntag im November statt.
Weitere rein gesellige Veranstaltungen seit rd. 25 Jahren sind
die Turnerfrauen-Fastnacht als Kampagne-Beginn sowie der
Kräppelkaffee. Hiermit haben wir für Jung und Alt ein
närrisches Angebot. Seit 1995 wird im Rahmen der
Turnerfrauen-Fastnacht das Abenheimer Prinzen-
paar der GdAV proklamiert. Im übrigen nehmen wir mit einem oder
mehreren Beiträgen am alljährlichen Fastnachtsumzug teil.
Unsere mit Abstand schlechtestbesuchte Veranstaltung ist seit
Jahren die Generalversammlung - hier muss erneut einmal an die
Mitverantwortung der Mitglieder appelliert werden, denn die
weniger werdenden Ehrenamtlichen sollen ja nicht in die
Lethargie getrieben werden. Aber diese Gleichgültigkeit
entspricht wohl dem allgemeinen Zeitgeist unserer mehr und mehr
nur noch fordernden Gesellschaft.
Hierzu als extremes Gegenstück ein Hinweis aus dem alten
Schriftführerbuch aus der Zeit von 1903 bis 1907, wonach die
Versammlungen teilweise von 50 bis 70 Personen besucht waren,
und das bei einem Mitgliederstand von unter 100 (!).
Nichterschienene wurden teilweise öffentlich gerügt.
Weitere Aktivitäten unseres Turnvereins auf kulturellem und sportlichem Gebiet waren bzw. sind:
a) Jazz-Tanz bzw. Ballett-Gruppe (zuvor Aerobic-Gruppe) seit Anfang der 80er Jahre mit wechselnden Bezeichnungen.
b) Teilnahme an den Tauziehwettbewerben der Feuerwehr seit 1984 bis heute. Unsere Mannschaft hat mehrmals den Wanderpokal gewonnen, einmal als Dauerbesitz.
c) Freundschaft zur Turnabteilung des OSC Bremerhaven über einige Jahre, kam zum Erliegen 1989
d) Freundschaft zum französischen Verein St. Dié seit 1991
e) Der Versuch des Wiederauflebens eines dauerhaften Tanzabends "Tanz in den Mai" war fast gelungen. Wir führten diesen von 1989 bis 1994 zus. 6 Mal durch mit teilweise gutem aber zuletzt schlechtem Zuspruch, so dass aus finanzieller Sicht eine Fortführung nicht zu rechtfertigen war.
f) Oftmalige Ausrichtung des Gau-Kinderturnfestes (jetzt: Gau-Turnfest) in den letzten Jahren im BIZ in Worms.
g) Ausrichtung eines Flohmarktes mit Modenschau usw., initiiert durch Hannelore Aumann seit 1994.
h) Heimatsportlerwahl durch die Leser eines Wormser Wochenblattes. Hier konnten wir uns wiederholt gut platzieren. Hervorragend ist der zweimalige 1. Platz von Jennifer Aumann.
Im übrigen, aber ohne Anspruch auf Vollständigkeit, sind zu erwähnen:
1) Gründung des "Fördervereins des Kunstturnens des TV Abenheim" am 2.9.1991. Dieser Förderverein versucht Gelder zu erwirtschaften aus Veranstaltungen und über Sponsoren. Beispielhaft seien genannt Auftritte der Leistungsriege bei Firmenveranstaltungen sowie Mitausrichtung der Abenheimer Kerb.
2) Anbau der Schulturnhalle durch die Stadt Worms um eine Erweiterung des Gerätetrakts und um einen Jugendraum. Um diese Erweiterung hatten wir uns jahrelang bemüht. Die Einweihung erfolgte Anfang 1993.
3) Sanierung des Sportplatzes und Leichtathletikplätzchens durch die Stadt Worms im Jahre 1993. Vereinsseits wurde gegen eigene Kosten in 1996 neuer feiner Splitt aufgebracht.
4) Taufe des Leichtathletikplätzchens in "Philipp-Schuhmacher-Platz" am 8.6.1996 mit Anbringen eines Hinweisschildes.
Fazit:
Der Turnverein 1897 e.V. Abenheim ist mit 624 Mitgliedern
(davon ca. 1/3 Kinder und Jugendliche) der mitgliederstärkste
Verein unserer Vorortgemeinde. Eine höchst interessante Zahl
ist die Aufgliederung der erwachsenen Mitglieder, bei denen
Männer (ca.1/3) und Frauen (ca.1/3) gleichstark sind. Eine
solche Entwicklung war früher undenkbar und auch vor 30 Jahren
bei der Gründung der Frauenabteilung nicht zu erwarten.
Der Vorstand bittet alle Mitglieder im Gedenken an unsere bewegte Geschichte und die erfolgreich gemeisterten Jahre des Vereins, uns auch in Zukunft die Treue zu halten, damit der Turnverein seiner großen Aufgabe der Ertüchtigung der Jugend und der sinnvollen Freizeitgestaltung auch der Erwachsenen weiterhin im gewünschten Umfang nachkommen kann.
Weiterer Hinweis des Verfassers dieser Festschrift:
Wegen des großen Umfanges der Aufarbeitung der frühen
Vereinsgeschichte nebst teilweise detaillierter Darlegungen bis
in die Neuzeit können im Rahmen dieser Festschrift keine
ausführlichen Berichte der aktiven Abteilungen gebracht werden.
Hierzu verweisen wir zum einen auf die entsprechenden Berichte
in der Festschrift vor 10 Jahren und die Programmschrift vor 5
Jahren und zum andern auf die permanenten
Zeitungsveröffentlichungen über die Aktivitäten unseres
Vereins. Im übrigen ging der Chronist ja auf etliche
Einzelheiten etwas näher ein. Des weiteren der eindeutige,
klare Hinweis, dass trotz aller Ausführlichkeit über die
Vielseitigkeit der Vereinsaktivitäten der Bereich "Turnen" über
die gesamten 100 Jahre hinweg als die Hauptsäule des Vereins
anzusehen war. Natürlich hat sich das Turnen sehr gewandelt in
dieser langen Zeit und ist nicht mehr auf das Geräteturnen
beschränkt.
Es werden als Ersatz für die separaten Abteilungsberichte in dieser Festschrift die aktuellen Abteilungsbilder kurz kommentiert.
Nach vorhandenen Unterlagen und eigenen Kenntnissen aufgezeichnet von Franz Josef Merkelbach. Allen, die mit Hilfe und zusätzlichen Informationen zur Verfügung standen - und dies waren etliche Mitglieder und Freunde unseres Vereins - wird besonders gedankt.
PS: Letzte Meldung nach dem Ende der umspannenden
Chronik:
Gemäß eines im Mai 1987 gehaltenen Referats des Dr. Harald
Braun, Universitäts-Professor für Sportgeschichte, der in 3
Bänden eine turnhistorische Dokumentation über die "Geschichte
des Turnens in Rheinhessen" herausgebracht hat, gab es bereits
im Jahre 1864 einen Turnverein in Abenheim. Dieser Verein hat
aber - wie viele andere Vereine dieser Zeit auch - nur wenige
Jahre existiert und möglicherweise mangels einer andernorts
vielfach angeschlossenen Feuerwehr-Abteilung den 1870/71er
Krieg nicht überdauert, so dass er wohl nur bedingt als
Vorläufer unseres verhältnismäßig "jungen" Turnvereins 1897
angesehen werden kann.